ein Projekt von ongoing project
Alles beginnt mit einem rotem Schleimbündel aus dem erst langsam Gesichter und Stimmen zu verorten sind. Was als nicht-identifizierbares Dividuum unerträglich scheint, muss sofort in polizeilicher Arbeit in abgrenzbare Identitäten und Körper eingehegt werden.
Format: | Theater |
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Dauer: | 120 Minuten |
Produktionsjahr: | 2019 |
Der rote Schleim wird zum Tatort. In KGIs und Alexander Bauers 'Die Policey – Versuch über die Sicherheit' bildet der Polizeidispositiv nur den äußeren Anlass zu einer intrinsischen Analyse der Subjektkonstitution einer patriachal verpanzerten Gesellschaftsordnung. Welche paranoischen Phantasmen münden in einer prekarisierten Arbeitsgesellschaft, die trotz ihrer flachen Hierarchien, weiterhin autoritäre Persönlichkeitsstrukturen hervorbringt, in ein unstillbares Bedürfnis nach Sicherheit?
Die starke Faust der einstigen Autoritätsperson, ist in der Kontrollgesellschaft der „unsichtbaren“ Hand des Marktes gewichen, der wir uns, in unseren 50-70 Stundenwochen, aufopferungsvoll und soldatisch unterwerfen? In Schillers Fragment „Die Policey“, welches gleichzeitig am Beginn der Moderne und des staatlich finanzierten Theaters steht, werden die Einhegungen dieser Subjekt-Organisierung sichtbar: Die präventive und regenerative Ruhe im Zuschauerraum, wird unmittelbar auf die ‚innere Ruhe‘ des Staates bezogen und gleichzeitig unter dem biopolitischen Aspekt der Arbeitsproduktivität betrachtet. Mit einem diversen Ensemble aus sogenannten LaienProfis, die selbst Polizeigewalt ausgesetzt waren, wendet KGI den polizeilichen Blick nach innen: gleichermaßen auf die Sichtbarmachung einer polizeilichen Ästhetik im Sinne Schillers, wie aber auch auf die Bedingungen ihrer Herstellung. Wie können wir am Ende eine Ästhetik der Entpanzerung und Entsicherung wahrscheinlicher werden lassen? Im letzen Akt findet sich das Ensemble bis an die Zähne bewaffnet und bis auf die Knochen verängstigt in einem Panicroom wieder. Jeden Moment könnte der rote Schleim durch die Ritzen eindringen oder alienartig aus den eigenen Körperpanzerungen herausplatzen. Wer hält wen auf?
Konzept und Regie: KGI und Alexander Bauer (ongoing project)
Szenografie: Jan Ehlen
Von und mit: Dominik Meder, Maria Vogt, Alexander Bauer, Jan Ehlen, Mehrdad Golpour, Yasmin Fahbod, Melinda Breitkopf, Mike Voijnar, Stefanie Doerr, Jenny Bartsch, Justin Riedel, Marcel Nascimento, Propagandamaschine Karin und Christiane Holtschulte
Pressestimmen:
„In „Die Policey – Versuch über die Sicherheit“ spüren die Schauspieler dem Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft und Polizei, Freiheit und Sicherheit nach. Mit großem Ernst und scharfsinniger Analyse. Mit eindrücklichen, manchmal skurrilen Szenen, zuweilen sogar mit schwarzem Humor. KGI gibt viele Denkanstöße und zeigt politische Haltung. Das Stück endet, wie es begonnen hat. Mit Anweisungen an die Zuschauer. ,,Ganz wenig Applaus, dann rausgehen!“ Das Publikum im Ringlokschuppen widersetzt sich und applaudiert heftig.“ Andrea Müller, WAZ 25.11.2019
Vergangene Termine:
Die Policey – Versuch über die Sicherheit wurde von ongoing project im Jahr 2019 in Koproduktion mit Ringlokschuppen Ruhr erarbeitet und mit der Förderung von Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Kunststiftung NRW und Fonds Darstellende Künste e.V. realisiert. Alle Inhalte sind, soweit nicht anders angegeben, Eigentum der ongoing project Theater GbR.